20 Kinder an Bord – Zug kollidiert mit PKW

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An einem unbeschrankten Bahnübergang in Großschönau hat am späten Nachmittag ein Zug einen PKW erfasst. Foto: Rico Löb

Nachdem am späten Mittwoch Nachmittag ein PKW von einem Personenzug an einem unbeschrankten Bahnübergang in Großschönau (Landkreis Görlitz) erfasst wurde, löste die Integrierte Rettungsleitstelle Ostsachsen in Hoyerswerda (Kreis Bautzen) Alarm für die Feuerwehren aus Großschönau und Umgebung aus. „PKW gegen Zug – eine eingeklemmte Person“ teilte die Leitstelle den Einsatzkräften mit. Sofort machten sich Feuerwehrleute und Rettungskräfte auf den Weg. Als die ersten an der Einsatzstelle an der Bahnhofstraße eintrafen, war ein Zugbegleiter gerade dabei, die verletzte Frau aus dem vom Zug erfassten Auto heraus zu ziehen. Für den Einsatzleiter galt es nun zunächst die Lage zu erkunden. Noch war unklar, wie viele Personen sich in der Bahn befanden und ob Verletzte unter ihnen waren. Der Zug war unterwegs in das nur wenige Kilometer entfernte Tschechien, viele Kinder waren an Bord. Hier spielte ein glücklicher Zufall eine entscheidende Rolle: Der Zugbegleiter stammt aus Tschechien, spricht aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit gut Deutsch und ist gleichzeitig auch noch Mitglied in der Feuerwehr im tschechischen Varnsdorf, welche schon seit Jahren mit der Feuerwehr Großschönau regelmäßig zusammenarbeit und auch gemeinsame Ausbildungen durchführt. Er konnte den Einsatzkräften direkt mitteilen, wie viele Fahrgäste sich im Zug befanden und gleichzeitig auch dolmetschen.
Insgesamt befanden sich 35 Fahrgäste im Zug, darunter 20 Kindergartenkinder und eine Familie mit einem Säugling. Durch den Einsatzleiter wurde über die Leitstelle der Alarm für einen sogenannten MANV (Massenanfall an Verletzten) ausgelöst. Der Einsatzzug des DRK, bestehend aus einer Sanitäts- und einer Betreuungskomponente machten sich ebenso auf den Weg nach Großschönau, wie auch ein Kriseninterventionsteam. Bis zum Eintreffen dieser Kräfte wurden die Passagiere im Zug von der Feuerwehr betreut. Die verunfallte PKW-Fahrerin wurde versorgt und in ein Krankenhaus gebracht. Die Kameraden des Einsatzzuges bauten im Anschluss ein beheizbares Versorgungszelt auf, in welches dann nach und nach die Kinder und weiteren Passagiere verbracht wurden. Die zuständige Notärztin aus Zittau war zufälligerweise der tschechischen Sprache mächtig und konnte die Patienten so schnell untersuchen. Letztendlich wurde keiner der Passagiere verletzt. Die Kinder wurden betreut und dann von ihren Eltern abgeholt. Die anderen Passagiere konnten ihre Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr fortsetzen.
Großschönaus Wehrleiter Fabian Hälschke lobte die Zusammenarbeit zwischen den vielen Hilfsorganisationen. Das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr, Rettungskräften, sowie Bundes- und Landespolizei habe sehr gut funktioniert. Was nicht zuletzt auch einer erst im Herbst vergangenen Jahres duchgeführten groß angelegten Einsatzübung zum Thema MANV zu verdanken sei. Viele Schritte die damals geprobt wurden konnte man diesmal in der Praxis anwenden. Bei aller Dramatik ging der Unfall so noch verhältnismäßig glimpflich aus.