Lehnin: MTF-Spezialeinheiten üben Großschadenslage

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Sie sollen dann zum Einsatz kommen, wenn andere an ihre Grenzen stoßen. Die Männer und Frauen von der Medizinischen Task-Force des Bundes – kurz: MTF. Diese Spezialeinheit wurde als Teil eines neuen Konzepts zum Schutz der Bevölkerung ins Leben gerufen und wird 61 Mal in Deutschland aufgestellt. Auch in Ostsachsen ist man dabei, die sogenannten MTF-Einheit 24 aufzustellen. Die Medizinische Task-Force ist für die Versorgung von Verletzten und Erkrankten vorgesehen. Vor allem bei Großsschadenslagen, die länger andauern, sollen die Einheiten zum Einsatz kommen. Die MTF besteht einheitlich aus verschiedenen Komponenten. Eine Einheit setzt sich aus 21 Fahrzeugen mit 111 Helfern zusammen. „Beim Einsatz der MTF ist von großflächigen, dynamischen Schadenslagen auszugehen, die mit einer zerstörten Infrastruktur einhergehen, sodass die tägliche Gefahrenabwehr nicht mehr funktionsfähig ist“, so Christa Mühlenkamp, Pressesprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Am vergangenem Wochenende wurde das Konzept der MTF erstmals in er Praxis erprobt. Auf dem Truppenübungsplatz Lehnin in Brandenburg fand die Einsatzübung „Flinker Oktopus“ statt. Das Szenario: Nach einer langen Hitzewelle sind die Krankenhäuser überfordert. Viele Menschen leiden an Kreislaufproblemen, die Infrastruktur ist geschwächt. Zu allem Übel kommt eine Explosion in einem Fabrikgebäude hinzu – hier werden mehr als 100 Personen verletzt. Die MTF wird angefordert: Kräfte aus Hessen, Brandenburg, Berlin und Rheinland-Pfalz werden alarmiert. Aufgabe der MTF: Das Aufbauen eines BHP 50 – einem Behandlungsplatz, an dem parallel 50 Verletzte betreut werden können. Dafür kommen mehrere Teileinheiten zum Eisnatz. Die Behandlungskomponente, bestehend aus sieben Gerätewagen Sanität (GW-SAN), einem Gerätewagen Behandlung (GW-Beh), sowie einem Mannschaftstransportwagen (MTW) ist dabei das Kernstück der MTF. Sie wird von einer Führunskomponente geleitet.  Hinzu kommt noch die Patiententransportgruppe, die dafür sorgt, dass Verletzte zum Behandlungsplatz gebracht werden und von hier auch wieder weiter in Krankenhäuser kommen.
Der Behandlungsplatz setzt sich nach einem Besonderen Konzept zusammen. Kommt ein Patient mit einem Krankentransportwagen an, so wird er in einem Zelt gesichtet. Das heißt, dass Rettungskräfte grob in ein bis zwei Minuten die Verletzungen auf einer Registrierungskarte notieren und den Verletzten in eine Kategorie einteilen. Grün, gelb und Rot sollen leichte, mittlere bis schwere Verletzungen darstellen. Blau bedeutet, dass keine Überlebenschance für den Verletzten besteht, er aber dennoch betreut werden muss. Ist der Verletzte gesichtet, so wird ihm mit einem Ticketsystem ein Behandlungszelt zugewiesen. Dieses neue Ticketsystem sorgt dafür, dass alle Zelte gleichwertig ausgelastet sind und für die Patienten eine schnelle Betreuung ermöglicht wird. Ein sechsköpfiges Team, bestehend aus Gruppenführer, Sanitäter, Rettungssanitäter, Notarzt, Maschinist und Helfer kümmert sich dann um die Betreeung des Verletzten. Ist er transportfähig, so wird ebenfalls mit einem Ticketsystem der Abtransport ins Krankenhaus organisiert. Das soll dafür sorgen, dass Prioritäten eingehalten werden können. Ein schwer verletzter kann demnach schneller abtransportiert werden, als ein leicht verletzter.
Beobachtet wurden die Rettungskräfte von zahlreichen Schiedsrichtern. Diese notierten ihre Beobachtungen, sodass in den kommenden Wochen eine Fehleranalyse stattfinden kann. Im kommenden Jahr wird ein ausführlicher Abschlussbericht folgen. (RL, SK)